Retrofit: E-Sightseeing

Willms Touristik hat 18 Sightseeing-Doppeldecker (Baujahre 1988 bis 2019) von Diesel- auf Elektroantrieb umrüsten lassen. Foto: AllisonTransmission

Sechs Lithium-Eisenphosphat-Batteriepacks (LFP) mit insgesamt 240 kWh Speicherkapazität ermöglichen eine Reichweite von rund 200 km. Foto: AllisonTransmission

Diesel raus, Elektro rein – Willms Touristik hat 18 Sightseeing-Doppeldecker (Baujahre 1988 bis 2019) von Diesel- auf Elektroantrieb umrüsten lassen. Für das Busunternehmen wäre die Anschaffung einer neuen Elektrobusflotte finanziell nicht machbar gewesen. Vor diesem Hintergrund bewarb sich Willms Touristik beim Bundesverkehrsministerium um eine finanzielle Unterstützung. Aus dem Topf „Richtlinie zur Förderung von Bussen mit alternativen Antrieben im Personenverkehr“ flossen dann 6,5 Mio. Euro. Das Busunternehmen selbst trug die restlichen Kosten in Höhe von etwa zwei Millionen Euro.

Darin enthalten die Kosten für die Einrichtung der Ladeinfrastruktur, Schulung der Fahrer und Weiterbildung der Werkstattmitarbeiter. Die Cabrio-Doppeldecker wurden komplett entkernt: Der gesamte Dieselantriebsstrang (Verbrennungsmotor, Abgasanlage, Kraftstofftanks und konventionelles Getriebe) wurde entfernt. Nach einer Chassis-Inspektion folgte die Installation der neuen Elektrokomponenten. Herzstück des Antriebs ist ein Elektromotor vom Typ Dana TM4 Sumo HP mit 145 kW Leistung und 625 Nm Drehmoment im Dauerbetrieb.

Die Kraftübertragung übernimmt das vollautomatische Sechsganggetriebe T280R von Allison. Sechs Lithium-Eisenphosphat-Batteriepacks (LFP) mit insgesamt 240 kWh Speicherkapazität ermöglichen eine Reichweite von rund 200 km – was für die täglichen Stadtrundfahrten ausreicht. Da Cabriobusse mit offenem Oberdeck eingesetzt werden, konnten die Batterien nicht wie bei klassischen Linienbussen auf dem Dach platziert werden. Die Lösung: Die Batterien wurden im Heck sowie im Fahrgastraum verbaut. Je nach Fahrzeugmodell entfallen dadurch zwei bis sechs Sitzplätze.

Die Arbeiten wurden von der dänischen Firma Banke ApS in Abstimmung mit DGS Diesel- und Getriebeservice, der Generalvertretung von Allison Transmission in Deutschland, durchgeführt. Bei den umgebauten Bussen handelt es sich um sechs verschiedene Modelle – alle auf MAN- Fahrgestellen. Die Bandbreite reicht von 37 Jahre alten MAN SD202 (Baujahre 1988-1990) bis hin zu modernen Euro-6-Bussen aus den Jahren 2016 bis 2019. Seit diesem Frühjahr sind die batterieelektrischen Cabrio-Sightseeingbusse in Köln und weiteren deutschen Städten im Einsatz.

Willms Touristik setzt aktuell 31 Doppeldecker-Cabriobusse unter dem Markennamen Citytour ein – in Aachen, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Hannover, Heilbronn, Karlsruhe, Köln und Stuttgart. Das Busunternehmen wurde 1947 gegründet und verfügt über mehrere Reise- und Überlandbusse für die Personenbeförderung. In den vergangenen Jahren entwickelte sich der Bereich Stadtrundfahrten zu einem wichtigen Standbein. Nun ist mit dem umgebauten Elektro-Doppeldeckern nicht nur deren zweites Leben, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung CO2-freie Mobilität.

Die Elektro-Doppeldecker sind durch den E-Antrieb deutlich leiser und vibrationsärmer als ihre Diesel-betriebenen Vorgänger, wie es seitens Willms Touristik heißt. „Der Geräuschpegel sinkt um bis zu zehn Dezibel. Da das störende Motorenbrummen entfällt, können die Passagiere die Erläuterungen über Kopfhörer viel besser verstehen“, so Allison Transmission in der flankierenden Mitteilung an die Presse. Der geschäftsführende Gesellschafter Sascha Willms ist mehr als zufrieden: „Das Anfahren ist sanft, die Wendigkeit ist super und es gibt keinerlei Schaltrucken.“

Außerdem geht man bei Willms Touristik davon aus, dass neben dem vollhydraulischen Getriebe auch Verschleißanfälligkeit und Wartungsintensität der Komponenten reduziert werden. Sightseeingbusse werden nach Angaben von Willms Touristik im Schnitt zwei- bis dreimal so lange genutzt wie konventionelle Stadtbusse. Das bedeutet, dass die Oldtimer aus den Baujahren 1988 und 1990 noch viele – und jetzt im wahrsten Sinne spanende – Jahre vor sich haben. Die Umrüstung sei nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch sinnvoll, denn lokale Schadstoffemissionen würden reduziert und Ressourcen gespart werden. (AllisonTransmission/WillmsTouristik/PM/Sr)

Der Beitrag Retrofit: E-Sightseeing erschien zuerst auf omnibus.news.

Kategorien:

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert