
Vor 30 Jahren beherrschte die Übernahme der Karl Kässbohrer Fahrzeugwerke die Buswelt. Foto: DaimlerTruck
Die Daimler Buses GmbH feiert ihr 30-jähriges Bestehen. Am 23. Februar 1995 entstand durch den Zusammenschluss der Omnibus-Sparte der damaligen Daimler‑Benz AG und der Bussparte der ehemaligen Karl Kässbohrer Fahrzeugwerke GmbH in Ulm die EvoBus GmbH. Diese Busehe galt als Vernunftehe und war anfangs umstritten: Zunächst hatte die Kartellbehörde ein Veto einlegt und sich gegen die Übernahme durch die Daimler-Benz AG ausgesprochen. Als dann Volvo Interesse an der Übernahme bekundete, wurde es noch einmal spannend. Bis in die Bundesregierung und sogar bis nach Brüssel in die Europäische Kommission gingen die Gespräche zum Für und Wider. Der Brüsseler Wettbewerbskommissar Karel van Miert meint seinerzeit, die Übernahme könne vorübergehend hingenommen werden, weil irgendwann ein europäischer Markt für Busse entstehen würde.
Den gibt es zweifelsohne, seit 30 Jahren sind Omnibusse der Marken Mercedes-Benz und Setra unter einem Dach vereint. 2023 erfolgte die Umfirmierung in Daimler Buses GmbH. Das hundertprozentige Tochterunternehmen von Daimler Truck ist für die europäischen Busaktivitäten zuständig und Teil des weltweit aktiven Segments Daimler Buses des Gesamtkonzerns. Und europa- sowie weltweit gut aufgestellt, wie sich rückblickend zeigt. Till Oberwörder, CEO Daimler Buses: „Wir haben 1995 den Grundstein für eine wahre Erfolgsgeschichte gelegt und das Beste aus zwei Welten vereint. Heute sind wir Marktführer in unseren wichtigsten Kernmärkten und mit Produktionsstandorten in Mannheim und Neu-Ulm der einzige Hersteller von Omnibussen über 8 Tonnen, der in Deutschland produziert.
Darauf können wir stolz sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch für die Zukunft hervorragend aufgestellt sind und die Transformation hin zum lokal CO2-neutralen Personentransport mit unseren Fahrzeugen weiterhin maßgeblich vorantreiben.“ Bruno Buschbacher, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Daimler Buses GmbH: „Die Betriebsräte an den Standorten Mannheim und Neu-Ulm haben seit dem Zusammenschluss gemeinsam mit den Beschäftigten viele Herausforderungen gemeistert, so dass sich die Stadtbusse (Mercedes-Benz) sowie die Reise- und Überlandbusse (Setra) in einem hart umkämpften Markt behaupten konnten. Mit dem Zukunftsbild 2033, das wir vor zwei Jahren mit dem Unternehmen vereinbart haben, wurde die Busproduktion in Deutschland auf lange Sicht wettbewerbsfähig gemacht.“
Der Zusammenschluss des Produktbereichs Mercedes-Benz Omnibusse der damaligen Daimler-Benz AG und der Omnibusmarke Setra der ehemaligen Karl Kässbohrer Fahrzeugwerke GmbH erwies sich als Herausforderung für die Beteiligten. Da Mercedes-Benz und Setra Marktführer in der Busbranche waren, mussten zunächst politische und kartellrechtliche Hürden überwunden werden. Ende der 1980er Jahre war die Karl Kässbohrer Fahrzeugwerke GmbH mit rund 9.000 Beschäftigten die zweitgrößte GmbH in Deutschland. Der Wandel in der Wirtschaft hin zur Globalisierung und die große internationale Konkurrenz hinterließen aber auch bei diesem Unternehmen ihre Spuren. In der Phase der wirtschaftlichen Rezession wurden plötzlich tiefe Einschnitte notwendig.
Ab 1993 begann die Auflösung des Konzerns. Der Bereich Nutzfahrzeug-Aufbauten, Sattelauflieger und Anhänger wurde an den ehemaligen Konkurrenten Kögel verkauft. Die Mercedes-Benz AG gab am 29. Juli 1994 ihre Absicht bekannt, den Omnibushersteller Karl Kässbohrer GmbH zum 1. Januar 1995 zu übernehmen. Die Ulmer und Neu-Ulmer Bevölkerung unterstützte den Zusammenschluss und demonstrierte dafür am 1. Februar 1995. 1994 erwarb die Volvo Bus Corporation den früher zu Leyland gehörenden dänischen Busaufbauhersteller Aabenraa von Kässbohrer. Dabei wurde dann deutlich, dass die Schweden im Übernahmepoker auch Interesse am Ulmer Standort mit der neuen Fabrik hatten. Doch es kam anders, es gab grünes Licht für die Fusion.
Die Kommission, die jetzt über Wettbewerb und Konzentration in Deutschland zu entscheiden hatte, war ein politisches Gremium. 20 Kommissare, alle Politiker mit unterschiedlichen Aufgaben und unterschiedlichem Herkommen, sprachen sich für die Übernahme durch die Daimler-Benz AG aus. Die Europäische Kommission hat in der Sitzung des Beratenden Ausschusses am 9. Januar 1995 eine erste Anhörung der Mitgliedstaaten zu dem Fusionsvorhaben Mercedes Benz/Kässbohrer durchgeführt. Entsprechend der Aufgabenteilung und der bewährten Praxis obliegt es in Deutschland allein dem Bundeskartellamt, zur wettbewerbsrechtlichen Beurteilung von Einzelfällen im Beratenden Ausschuß Stellung zu nehmen.
Bereits bei der Gründung des Unternehmens gehörte es zu den strategischen Zielen, einen effizienten Produktionsverbund zwischen dem traditionsreichen Daimler-Benz Standort in Mannheim und den Kässbohrer-Werken in Neu-Ulm, Holýšov (Tschechien) und Ligny-en-Barrois (Frankreich) aufzubauen. Im Laufe der Jahre hat Daimler Buses das Produktionsnetzwerk um weitere Standorte in Samano (Spanien) und Hoşdere (Türkei) ergänzt. Das Unternehmen setzt bis heute auf diesen Produktionsverbund mit den beiden deutschen Standorten Mannheim und Neu-Ulm in zentralen Rollen: Das Werk in Mannheim ist das Kompetenzzentrum für elektrisch angetriebene Stadtbusse, das Werk in Neu-Ulm das Kompetenzzentrum für Reisebusse aller Antriebsarten und der einzige Standort, der Setra Reisebusse fertigt. Daimler Buses investiert bis Ende des Jahrzehnts rund 150 Millionen Euro in die beiden deutschen Standorte.
Das Daimler Truck-Segment Daimler Buses verantwortet als einer der weltweit führenden Omnibus-Hersteller mit zahlreichen Landesgesellschaften die globalen Aktivitäten der Bus- und Service-Marken Mercedes-Benz, Setra, Omniplus sowie BusStore. Die Produktpalette von Daimler Buses reicht von Reise-, Überland-, Stadt- und Sonderbussen bis hin zu Busfahrgestellen. Neben der Produktion und Vertrieb von neuen Omnibussen verfügt Daimler Buses über ein globales Servicenetz und bietet flächendeckende Dienstleistungen rund um die Fahrzeuge bis hin zum Handel mit Gebrauchtbussen. Zu den Standorten von Daimler Buses gehören die Daimler Buses GmbH mit zahlreichen Tochtergesellschaften in Europa, Daimler Buses Latin America in Brasilien, Daimler Buses Mexico, Daimler Coaches North America sowie das Busgeschäft der Mercedes-Benz Türk A.Ş in der Türkei.
Der Standort Neu-Ulm ist heute das Kompetenzzentrum für Reisebusse aller Antriebsarten und Teil des Produktionsverbundes von Daimler Buses. Das Werk beschäftigt rund 3.600 Beschäftigte in zentralen Funktionen sowie in der Omnibusfertigung. Im Werk Neu-Ulm findet die Endmontage von Mercedes-Benz und Setra Reisebussen statt. In der eigenen Sitzfertigung entstehen zudem Überland- und Reisebussitze für beide Marken. Gleichzeitig befinden sich das Kompetenzzentrum Lackierung für den gesamten Produktionsverbund, die zentrale Ersatzteilversorgung für Mercedes-Benz- und Setra-Omnibusse, das Daimler Buses Entwicklungszentrum für Sicherheits- und Assistenzsysteme, der Versuch sowie das Kompetenzzentrum für 3D-Druckteile in Neu-Ulm.
Der Standort Mannheim ist heute das Kompetenzzentrum für Stadtbusse aller Antriebsarten sowie Teil des Produktionsverbundes von Daimler Buses. Das Werk wurde 1908 in Mannheim-Waldhof auf dem Luzenberg gegründet und beschäftigt heute rund 3.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zentralen Funktionen sowie in der Montage. In der Produktion am Standort laufen neben konventionell angetriebenen Stadtbussen auch die vollelektrisch angetriebenen eCitaro vom Band – die rein batterieelektrische Variante bereits seit 2018 und seit 2023 auch der eCitaro mit Range Extender mit einer wasserstoffbasierten Brennstoffzelle zur Verlängerung der Reichweite. (DaimlerTruck/DaimlerBuses/PM/Sr)
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