Paris: Hess statt Van Hool ?

Stellt Hess die 25 nicht fertigen EquiCity24 von Van Hool für Île-de-France Mobilités fertig? Foto: Île-de-France Mobilités

Nach und nach finden sich neue Lieferanten für die Großaufträge, die das insolvente Unternehmen Van Hool für sich verbuchen konnte: Die insgesamt 54 Elektro-Überlandbusse des Typs A15LE E wird Yutong liefern. Und auch für die 24m langen EquiCity-Elektrobusse, die die Belgier an Île-de-France Mobilités, die für die Planung und Bestellung des ÖPNV im Großraum Paris zuständige Behörde, liefern wollten, scheint es nun mit Hess einen neuen Lieferanten zu geben: Seinerzeit waren 56 Einheiten des BEV-Doppelgelenkbusses im Gespräch, 30 wurden fest von der französischen Verkehrsbehörde bestellt. Fünf Elektrobusse hatte Van Hool noch vor der Insolvenz ausgeliefert, die restlichen 25 Fahrzeuge stehen – ohne Antriebskomponenten – auf dem Werksgelände von Van Hool in Koningshooikt. Über diese Fahrzeuge würde aktuell verhandelt werden, wie es heißt. Mit Hess würde ein Bushersteller in das Geschäft einsteigen, der entsprechendes Know-how bei BEV-Doppelgelenkbussen hat.

Details zu dem, was die Schweizer, die schon weltweit Aufträge für entsprechende Fahrzeuge dieser Art erfolgreich abgewickelt haben, liefern bzw. leisten könnten, sind noch nicht kommuniziert worden. Ob und wie die nicht fertiggestellten Fahrzeuge dann doch noch den Weg nach Paris finden, wird sich zeigen. Fakt ist: Ohne Doppelgelenkbusse geht es auf den Hochleistungslinien T Zen 4 und T Zen 5 im Süden von Paris nicht. Die T Zen 4 ersetzt die aktuelle Linie 402, mit fast 26.000 Fahrgästen pro Tag die meistbefahrene Linie im Großraum Paris. Die T Zen 5 ist eine neue 9,5 km lange Buslinie, die das 13. Arrondissement von Paris über Ivry-sur-Seine und Vitry-sur-Seine mit Choisy-le-Roi verbindet. Die Franzosen haben sogar schon eine dritte Linie in Planung, Van Hool hätte also weitere Fahrzeuge liefern können – auch Hess könnte liefern, denn Hersteller von BEV-Doppelgelenkbussen sind rar am Markt.

Im Rahmen der Insolvenz von Van Hool wurde deutlich, dass die von den Belgiern gebauten EquiCity-Fahrzeuge sich für den Bushersteller nicht rechneten. Wenn die nun nicht ganz fertig gestellten BEV-Doppelgelenkbusse aus der Konkursmasse heraus gekauft werden, könnte sich das wiederum ändern. Aber: Die Frage der Ersatzteilversorgung ist dann noch nicht geklärt. Es bleibt spannend, ob und wie Hess ein Ergebnis mit der Verkehrsbehörde Île-de-France Mobilités erzielen kann. Sollte der Deal mit den vorhandenen Van Hool-EquiCity-Einheiten zum Ausbau und der Fertigstellung führen, dann dürfte dieses Engagement die Verantwortlichen in Paris wohl auch überzeugen, zukünftige BEV-Doppelgelenkbusse direkt bei Hess zu bestellen, denn insgesamt sollen ja mindestens 54 Fahrzeuge zum Einsatz kommen.

Hess produziert nicht nur in der Schweiz, sondern nutzt auch ein Werk in Lousado, Portugal. Seit 1882, als Heinrich Hess seine Wagnerei und Schmiede gründete, gehören Fahrzeuge zum Portfolio. Das Unternehmen, welches seit fünf Generationen im Familienbesitz ist, wurde im Jahre 1948 eine Aktiengesellschaft. Der letzte verbliebene Schweizer Bushersteller fertigt Omnibusse unterschiedlicher Gefäßgrößen und Antriebsarten, Personenanhängern, Bus-Bausätze.  Gemeinsam mit seinen internationalen Lizenznehmern fertigt Hess jährlich ca. 2.400 Omnibusse. Und die kommen weltweit zum Einsatz: Um die australische Markteinführung der lighTram25, einem BDV-Doppelgelenkbus im Rahmen des Brisbane Metro-Projekts der Stadtverwaltung von Brisbane zu unterstützen, hat Volgren seine 45-jährige Partnerschaft mit dem Traditionsbetrieb aus der Schweiz verlängert. (Hess/Île-de-France Mobilités/PM/Sr)

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