Keine BYD E-Busse in NL

Während BYD europaweit immer mehr BEV-Busse verkauft, ist das Geschäft in den Niederlanden auf Null zurückgegangen. Foto: Keolis, Cleanpng; Montage: omnibus.news

Die Elektrobusse von BYD, die Keolis in den Niederlanden im Rahmen eines Großauftrags beschaffte, bereiteten zunächst Probleme. Foto: Keolis

Elektrobusse von BYD sind in den Niederlanden auch in Egomond im Einsatz. Foto: Schreiber

Frank Janssen, 2019 noch CEO von Keolis Nederland, und Isbrand Ho, Managing Director von BYD Europe, unterzeichneten am Nikolaustag 2019 vor der versammelten Presse den damals größten Vertrag in Europa über BEV-Busse. Foto: BYD

Die Pressekonferenz auf der Busworld 2023zeigt, dass die Elektrobusse und Strategie von BYD auf Interesse stoßen. Foto: BYD

BYD hat in Europa über 1.800 BEV-Linienbusse ausgeliefert, die in über 100 europäischen Großstädten in 20 Ländern im Einsatz sind und die zusammen über 1k0 Millionen Kilometer gefahren sind und dabei den CO2-Ausstoß um 150.000 Tonnen reduziert haben. Foto: BYD

Elektrobusse von BYD sind in den Niederlanden eine feste Größe, nicht zuletzt wegen des Großauftrags von Keolis im Jahr 2019 – stolze 259 Elektrobusse wurden bestellt und waren vor fünf Jahren der seinerzeit größte Einzelauftrag für Elektrobusse in Europa. Was im Februar 1995 vom Chemiker Wang Chuanfu als kleine Fabrik mit 20 Mitarbeitern in Buji Town, einem Ort im Bezirk Longgang der chinesischen Stadt Shenzhen gegründet wurde, ist zu einer weltweit bekannten Marke geworden, BYD ist auch als Sponsor bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 aktiv.

BEV-Busse bietet BYD entsprechend den lokalen Bedürfnissen an, in Europa haben die Chinesen kurzzeitig ein Werk für die Endmontage von Bussen in Frankreich etabliert, es dann aber wieder geschlossen. Das Werk in Ungarn wird heute als Tochterunternehmen der chinesischen Marke unter der Bezeichnung BYD Electric Bus & Truck Hungary Kft geführt. Zusammen mit den Kollegen in China schafften es die Mitarbeiter in Ungarn, die von Keolis vor der Pandemie am 6. Dezember 2019 bestellten Elektrobusse trotz den Einschränkungen während der Pandemie zu liefern. Frank Janssen, seinerzeit noch CEO von Keolis Nederland, und Isbrand Ho, Managing Director von BYD Europe, unterzeichneten am Nikolaustag 2019 vor der versammelten Presse den – für beide Seiten – einzigartigen Vertrag. 

Im Jahr 2023 ist es in den Niederlanden weiter still um die chinesische Marke geworden, BYD konnte in 2023 keinen Elektrobus neu zulassen – obwohl das Segment der Stadtbusse (über alle Antriebskonzepte) in den Niederlanden im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 58% aufweist! Seit 2012 hat BYD bis 2023 einschließlich insagesamt 360 BEV-Linienbusse in den Niederlanden neu zugelassen. In 2023 wurden in den Niederlanden insgesamt 177 neue Linienbusse angemeldet, BYD musste für sich die 0 akzeptieren. Auch der Blick auf das Jahr 2022 zeigt, dass der Bedarf an Elektrobussen von BYD scheinbar gedeckt ist: Nur sechs neue Elektrobusse der chinesischen Marke kamen in den Niederlanden neu auf die Straßen, 2021 waren es immerhin noch 13.

Warum sind die Zahlen der BEV-Linienbusse von BYD entgegen des Trends der Verkäufe der chinesischen Marken in Europa in den Niederlanden so stark rückläufig? Noch heute hat BYD, mit der Europazentrale im niederländischen Schiedam ansässig ist, scheinbar mit den Folgen des Großauftrags von Keolis für die Konzessionen in den Provinzen Gelderland und Overijssel sowie für die Region IJssel-Vecht zu kämpfen. Auch wenn sich BYD nach eigenen Angaben und Rückmeldungen von Verkehrsbetrieben an Ausschreibungen beteiligte und beteiligt, Aufträge blieben und bleiben aus.

Die seinerzeit an Keolis im Rahmen des Großauftrags gelieferten Elektrobusse sorgten bei Fahrern gleich doppelt für Unmut, niederländische Medien berichteten seinerzeit u.a. von Problemen mit defekten Heizungen, schief und falsch verbauten Fahrersitzen, zugigen Fahrerkabinen sowie vibrierende und nach links oder rechts ziehende Lenkräder. Es stellt sich zudem heraus, dass die von BYD gelieferten Busse nicht einheitlich sind, wie Keolis seinerzeit anmerkte. Die Verkabelung der Elektrobusse war bei kaum einem Bus gleich hieß es, von einer Standardisierung, wie man sie vom europäischen Wettbewerb her kenne, seien die gelieferten Elektrobusse weit entfernt gewesen. BYD bestätigte, dass es in China andere Produktionsprozesse und -abläufe geben würde.

Die Chinesen überarbeiteten damals gleich zweimal alle gelieferten 247 Elektrobusse, denn auch die Gewerkschaft machte Druck – die Politik sah aus der Distanz zu, Keolis lobte die Batterietechnik und die Tatsache, dass die Chinesen wie versprochen nahezu alle Elektrobusse in der Pandemiezeit ausgeliefert hätten und sie die Konzession wie vereinbart bedienen konnten. Im Frühjahr 2020 kam zudem ans Licht, dass Keolis beim Kauf der Elektrobusse bei BYD betrügerisch gehandelt hatte. Keolis hatte geheime Vereinbarungen mit dem Elektrobushersteller aus China getroffen, bei verspäteter Auslieferung der Elektrobusse müssten keine Bußgelder gezahlt oder Klagen befürchtet werden.

Keolis wurde daraufhin die Buskonzession im Wert von rund 900 Millionen Euro entzogen. Der ÖPNV-Dienstleister bekannte sich schuldig, zahlte der Provinz eine Entschädigung in Höhe von 2,9 Millionen Euro und entließ insgesamt drei Mitarbeiter. Auch wenn es in den Niederlanden gerade nicht gut für BYD läuft, europaweit verkaufen sich Elektrobussen nach wie vor sehr gut. Das Segment der Stadtbusse ist insgesamt wieder im Plus, waren es 2022 in Summe 13.434 neue Linienbusse, so wurden in 2023 stolze 15.142 in Europa ((EU27) + UK + ICE + NO+ CH) in der letzten Statistik als Neuzulassungen von Chatrou CME Solutions ausgewiesen.

Der Datensatz und die Analyseinstrumentarien von Chatrou CME Solutions sind mittlerweile an die DVV Media Group übergegangen, die das in der Busbranche begehrte Zahlenwerk des jetzt im Ruhestand lebenden Niederländers Wim Chatrou weiter fortführt. Europaweit kamen im letzten Jahr 6.354 Elektrobusse (BEV) hinzu, im Jahr zuvor wurden 4.152 neu zugelassen. Mittlerweile bekommt BYD aber auch aus den eigenen Reihen bzw. aus der Heimat Konkurrenz: 16 neue BEV-Linienbusanbieter starteten im letzten Jahr in Europa, was sicherlich auch daran liegt, dass die in BEV-Busse aus dem Reich der Mitte nicht mit Strafzöllen zu rechnen haben – es werden somit noch weitere chinesische Anbieter auf den Markt drängen. Zurück zur weltweiten Nummer 1, wenn es um die bisher gebauten Elektrobusse geht – BYD lieferte den 70.000 Elektrobus im Januar 2022 aus! Der größte Markt für BYD in Europa ist nach wie vor der in Großbritannien, in Europa behauptet sich die chinesiche Marke im Ranking mit den eigenen Elektrobussen in 2023 auf Platz 7, in der Kombination BYD und Alexander Dennis kommt sie auf Platz 5.

2015 schloss BYD eine Kooperationsvereinbarung mit Großbritanniens größtem Bushersteller, Alexander Dennis Ltd (ADL). Die strategische Kooperation für den britischen Markt trug schnell Früchte: BYD lieferte Busfahrgestelle, Batterien und Kernantriebstechnologie, und ADL fertigte in Großbritannien die Karosserie der Elektrobusse. Die Win-Win-Kooperation zwischen BYD und ADL auf dem britischen Markt war von Anfang an ein Erfolgsmodell. Seit der von Chatrou CME Solutions geführten Aufzeichnungen, die im Jahr 2012 starteten, kommt BYD bis zum Jahr 2023 (inklusive) auf 1.768 BEV-Elektrobusse und Platz 2 im Europa-Ranking. Die Kombination BYD und Alexander Dennis kommt auf 1.716 BEV-Elektrobusse und Platz 3.

Im letzten Jahr verkaufte BYD die hauseigenen BEV-Linienbusse besonders gut in Ungarn, denn hier gibt es ja auch die Fabrik von BYD. Aber auch Italien, Norwegen, Schweden und Spanien waren 2023 die Märkte, die BYD mit großen Stückzahlen belieferte. Sogar in Deutschland, einen mit Servicestützpunkten und After-Sales-Leistungen verwöhnten Markt, gibt es – beispielsweise mit der Bogestra und der Deutschen Bahn – erste BYD-Kunden. Im Oktober 2018 startete der grüne Fernbusanbieter Flixbus ein Pilotprojekt mit einem batterieelektrischen Fernbus, den BYD lieferte. Der erste deutsche BEV-Fernbus pendelte zwischen Frankfurt und Mannheim. Aufgrund von Problemen mit der Batterie (schon die Premierefahrt startete nicht pünktlich und nicht mit voller Batterie) fielen so viele Fahrten aus, dass Flixbus den Versuch ein Jahr später einstellte.

Im Mai 2024 stellte BYD mit dem BD11 einen Doppeldecker für Großbritannien vor, noch mehr sogar: Als einer der Dienstleister für Transport for London hat das börsennotierte Unternehmen Go-Ahead Group bei dem in Shenzhen ansässigen Unternehmen einen Auftrag zum Bau von mehr als 100 neuen BEV-Doppeldeckern des Typs BD11 unterschrieben. Warum BYD und nicht ADL oder Wrightbus aus Großbritannien bzw. Irland den Zuschlag erhielten? Es ging – wieder einmal – ums Geld. Rund 400.000 Pfund (ca. 470.000 Euro) pro Stück und damit 100.000 Pfund (ca. 115.000 Euro) weniger als die britischen Konkurrenten zahlt die Go-Ahead Group, wie es auf Nachfrage von omnibus.news kurz und knapp hieß.

Nicht zu vergessen das neue Blade-Battery-Chassis, das auch die Basis des neuen BD11 bildet. “Mit Blick auf Sicherheit und Energieeffizienz sowie eine außergewöhnliche Reichweite setzen wir damit Maßstäbe.”, so Isbrand Ho gegenüber omnibus.news. Der Managing Director der Commercial Vehicle Business-Einheit von BYD Europe ist sichtlich stolz auf das, was man in Europa erreicht hat: Ein Blick auf die europaweiten Zulassungszahlen in der Statistik von Chatrou CME Solutions/DVV Media Group zeigt, dass BYD auf dem nach wie vor boomenden Markt der Elektrobusse eine führende Rolle einnimmt: Von den 12.653 Elektrobussen, die von 2012 bis 2022 in Europa zugelassen worden sind, entfallen 1.410 auf die chinesische Marke – ein Marktanteil von 11 Prozent. Im letzten Jahr punktete BYD mit 322 bzw. 465 Neuzulassungen in der Statistik vom Chatrou CME Solutions/DVV Media Group und hält in 2002 damit die Plätze 2 und 7, was an der Kooperation mit Alexander Dennis (ADL) aus Großbritannien liegt.

Auf der letzten Busworld im Herbst 2023 rückte BYD das Blade-Battery-Chassis in den Mittelpunkt des Interesses: Verbaut in der neuesten Generation von 12-Meter-Elektrobussen präsentiert die chinesische Marke ein revolutionäres, komplett neues, rein elektrisches Bus-Chassis, das die Lithium-Eisen-Phosphat-Blade-Batterie in die Chassisstruktur integriert. BYD nutzt einen neuen 6-in-1-Controller mit Siliziumkarbid-Technologie sowie zwei Radnabenmotoren für die neuen Elektrobusse. Die Kombination bringe dem 12-Meter-Elektrobus eine Vielzahl von Vorteilen, darunter nicht nur eine verbesserte Energieeffizienz, sondern mehr Leistung und Haltbarkeit, wie es seitens BYD heißt.

Die Blade-Batterie mit einer maximalen Kapazität von 500 kWh ermögliche eine Reichweite von 600 km mit einer Ladung. Die Sicherheit der Blade-Batterie wurde mit dem Nageldurchdringungstest festgestellt, der als der „ultimative Sicherheitstest“ für Batterien gilt, wie BYD auf der Busworld erklärte. Die Festigkeit erhalte die Blade-Batterie durch die CTP-Technologie (Cell to Pack). Das platzsparende Design ermöglicht eine Reduzierung der Raumforderung um 50 Prozent und schaffe größere Batteriekapazitäten für höhere Reichweiten bei gleichzeitiger Reduzierung des Fahrgestellgewichts.

Um in Europa weiter punkten zu können, setzt BYD weiter auf Aufbauhersteller in den jeweiligen Ländern. Was mit ADL gut lief, findet nun in Südeuropa eine erste Fortsetzung. In Spanien ist BYD schon mit Castrosua eine Partnerschaft eingegangen. „Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit Castrosua und die Vorstellung eines ersten Modells“, sagt Javier Contijoch, Vice President eBus Sales von BYD Europe. „BYD glaubt fest an strategische Partnerschaften auf lokaler Ebene. Wir wissen, dass dies der Schlüssel ist, um unseren Kunden die Gewissheit eines lokalen, sachkundigen Kundendienstes und Supports zu geben,“ so Contijoch. Für Großbritannien hingegen setzt BYD scheinbar wieder vermehrt auf eigene Fahrzeuge, denn die Chinesen und Alexander Dennis haben unabhängig voneinander eigene, neue Baureihen vorgestellt. Veröffentlicht am 03. Juli 2024 auf omnibus.news. (BYD/ChatrouCMESolutions/DVVMediaGroup/Keolis/DeStentor/FNV/Keolis/OVMagazine/PVMagazine/RTVOost/omnibus.news/PM/Sr)

und 400.000 Pfund (ca. 470.000 Euro) pro Stück und damit 100.000 Pfund (ca. 115.000 Euro) weniger als die britischen Konkurrenten zahlt die Go-Ahead Group an BYD. Foto: BYD

Das Blade-Battery-Chassis wird von BYD auch an Aufbauhersteller in Europa verkauft. Foto: Schreiber

Bitte einsteigen, der erste E-Flixbus wurde 2018 versuchsweise auf die Straße geschickt! Foto: Schreiber

In Deutschland setzt u.a. die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra) auf Elektrobusse von BYD. Foto: Bogestra

Für den lateinamerikanischen MArkt hat BYD mit dem K12A einen 27m langen BEV-Bus im Angebot. Foto: BYD

2010 hat BYD mit dem Bau von Elektrobussen begonnen, im Januar 2019 wurde bereits der 50.000ste BYD-Elektrobus fertiggestellt, 2022 der 70.000ste. Foto: BYD

Blick in die Fabrik von BYD in Komarom, im Norden Ungarns. Bis zu 400 Elektrobusse können pro Jahr gebaut bzw. endmontiert werden. Foto: BYD

Für den US-amerikanischen und kanadischen Markt hat BYD verschiedene Schulbusse mit BEV-Antrieb entwickelt. Foto: BYD

Der Beitrag Keine BYD E-Busse in NL erschien zuerst auf omnibus.news.

Kategorien:

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert