Ebusco auf der InnoTrans

Ebusco stellt einen Elektrobus der Baureihe 3.0 in Berlin auf der InnoTrans 2024 aus. Foto: Schreiber

Weil Ebusco nicht liefern kann wie vereinbart, stornieren erste Verkehrsbetriebe die Aufträge, wie ein Beispiel aus Schweden zeigt. Foto: Ebusco; Montage: omnibus.news

Ebusco ist (noch) auf der InnoTrans! Wer heute in Berlin über das Messegelände geht, der entdeckt bei strahlendem Sonnenschein einen grün glänzenden Ebusco 3.0 auf dem Bus-Display. Der niederländische Elektrobus-Pionier steckt bekanntlich in der Krise: Die Aktie von Ebusco fiel auf unter einen Euro, die Produktion der neuen Leichtbau-Generation hinkt dem Zeitplan hinterher, von 1.662 bestellten Elektrobussen lieferte das niederländische Unternehmen im ersten Halbjahr 2024 nur 98 Elektrobusse aus. Nun wurde der Gründer und langjährige Geschäftsführer Peter Bijvelds gegen den deutschen Christian Schreyer mit über 30 Jahren Erfahrung in der Verkehrsbranche ausgetauscht. Der Wechsel an der Spitze bei Ebusco zeigt, wie Ernst die Lage ist. Zusammen mit seinem Co-CEO Michiel Peters musste Peter Bijvelds, Gründer und zuletzt in einer Doppelspitze für Ebusco tätig, den Posten aufgegeben.

Ebusco ist angeschlagen, die Quartalszahlen werfen Fragen auf. Trotz gut gefüllter Auftragsbücher (Ebusco spricht von 1.662 Elektrobussen) lieferte der niederländische Elektrobus-Pionier im ersten Halbjahr 2024 nur 98 Elektrobusse aus – deutlich weniger als durch die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen in der Produktion (einschließlich der Verlagerung (u.a. nach China)) geplant war. Das hatte einen erheblichen Umsatzrückgang zur Folge. Im ersten Halbjahr 2024 weisen die Niederländer einen EBITDA-Verlust von 60,7 Millionen Euro aus, rund 40 Prozent mehr, wenn man auf den Vorjahreszeitraum blickt. Der Umsatz in Q1-2/24 wird mit 38 Millionen Euro angegeben, auch hier ein Verlust zum Vergleichszeitraum des Vorjahres, hier aber nur ein Minus von knapp neun Prozent.

Nun führt das Nicht-Ausliefern der bestellten Elektrobusse zu weiteren Problemen und Konventionalstrafen, die das Ergebnis belasten. Ebusco scheint einer ungewissen Zukunft entgegenzublicken. Zusätzlich zu den Veränderungen in der Geschäftsleitung gab der Aufsichtsrat auch noch den Austritt von Vorstandsmitglied Ruud Spoor (aus gesundheitlichen Gründen) und Saskia Schatteman (aus persönlichen Gründen) bekannt. Kann nun der neue CEO Christian Schreyer dem angeschlagenen Elektrobushersteller Ebusco, der seit einiger Zeit nicht nur mit Produktions-, sondern auch mit Finanzproblemen zu kämpfen hat, neues Leben einhauchen? Man darf gespannt sein, was Ebusco morgen Vormittag am ersten Messetag der InnoTrans 2024 kommunizieren wird.

In Schweden hat Connect Bus die Zusammenarbeit mit Ebusco aufgekündigt. Hintergrund soll sein, dass Ebusco die 47 bestellten Elektrobusse nicht wie vereinbart bis Ende 2023 an Connect Bus geliefert hat, wie der schwedische Fachtitel Buss Magasinet berichtet. Was wird Christian Schreyer, der neue CEO von Ebsuco, zum Sanierungsplan und der aktuellen Situation des Elektrobusherstellers berichten können? Der Aufsichtsrat des niederländischen Elektrobusherstellers attestiert dem studierten Juristen Schreyer, er habe bereits erfolgreich große Unternehmens-Turnarounds vollzogen. Schreyer arbeitete u.a. in leitender Position für die Go Ahead Group und Transdev, ferner verantwortete er vier Jahre lang (bis 2010) die Unternehmensstrategie der Deutsche Bahn. Nun wechselt er auf die andere Seite des Schreibtisches. Den Platz räumte Peter Bijvelds, der 2010 die Idee hatte, dass Elektrobusse eine Lösung für die Luftqualität in Städten und die Nachhaltigkeit sein könnten. Er initiierte das Projekt Ebusco als Start-up-Unternehmen, damals waren Elektrofahrzeuge noch ein Nischenmarkt.

Im Jahr 2012, zwei Jahre nach der Projektphase, wurde Ebusco BV offiziell gegründet. Viele Innovationen folgten, bis heute ist sei er sehr stolz darauf, dass Ebusco der erste europäische Hersteller war, der die EU-Typengenehmigung für Elektrobusse erhalten habe, so Bijvelds. Mit der Leichtbau-Generation 3.0 haben die Niederländer den Elektrobus neu gedacht. Heute im Jahr 2024 steht der Gründer dem Unternehmen nicht mehr vor. Aus der Nische ist ein großes Geschäft geworden, ein zu großes für ein ehemaliges Startup? Seit dem Jahr 2013, als der erste Elektrobus mit dem markanten E in der Frontmaske auf die Straße kam, haben die lokal emissionsfreien Busse aus chinesisch-niederländischer Produktion insgesamt 100 Millionen Kilometer zurückgelegt, über 92 Millionen Kilogramm CO2 wurden eingespart. Lobenswerte Zahlen, die der Geschäftsbericht nicht aufweisen kann.

Unter der Leitung des Gründers und langjährigen Geschäftsführers sei es nicht gelungen, Ebusco wieder profitabel zu machen, wie der Aufsichtsrast erklärt. Nun gibt es einen neuen CEO und auch einen Sanierungsplan. Statt Sanierung könnte man auch von Rettung sprechen, wie eine weitere Notiz des Aufsichtsrates deutlich macht: „In diesem Prozess (Anm.: gemeint ist die Sanierung) wurde deutlich, dass das Unternehmen neben verschiedenen operativen Änderungen einen einzigen CEO mit einer allgemeinen Managementerfahrung im öffentlichen Verkehrssektor benötigt“, heißt es in der Mitteilung an die Presse. Wer die Vita von Christian Schreyer liest, der sieht, dass er in der Branche Spuren hinterlassen hat. Der Aufsichtsrat der Go Ahead Group dankte ihm, er hätte für eine klare Ausrichtung und Fokussierung gesorgt – so die Worte. Nun muss er sich bei Ebusco beweisen. Zum Dienstbeginn gibt es hier finanzielle Probleme, die sich auch schon auf die Beschäftigungsverhältnisse ausgewirkt haben: Um die Kosten zu senken, hat Ebusco angekündigt, die Anzahl der Standorte von sieben auf fünf zu reduzieren. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 770 Mitarbeiter, was einem Rückgang von rund hundert Mitarbeitern im Vergleich zum Ende des letzten Jahres entspricht. (Ebusco/omnibus.news/PM/Sr)

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