Das Ebusco-Debakel

Ebusco hat mit Lieferverzögerungen und Auftragstornierungen zu kämpfen. Foto: Ebusco

Kann Christian Schreyer als Chief Executive Officer von Ebusco das Unternehmen vor der Insolvenz retten und die Idee von Peter Bijvelds, Elektrobusse in Leichtbauweise, zum Erfolg führen? Foto: Ebusco; Montage: omnibus.news

Ebusco kämpft, wie viele Bushersteller, mit Lieferverzögerungen. Werden dann Aufträge storniert oder Strafzahlungen fällig, belastet das das Geschäft. Der niederländische Elektrobushersteller hat deshalb vor Gericht eine Eil-Klage zur Abnahme von Elektrobussen gegen Qbuzz eingereicht, denn zusammen mit einer Kontopfändung steht Ebusco scheinbar vor dem Aus. Heute Nachmittag entschied ein niederländisches Gericht, dass Qbuzz das Recht habe, seinen Vertrag mit Ebusco zu kündigen und daher die 45 bestellten, aber noch nicht gelieferten Elektrobusse nicht kaufen müsse. Für das angeschlagene Ebusco bedeutet das Urteil einen schweren Schlag, ein zweistelliger Millionenbetrag ist aus den Büchern zu streichen. Laut Vereinbarung zwischen Ebusco und Qbuzz sollten die Elektrobusse spätestens am 22. März 2024 geliefert werden…

Geht Ebusco in die Insolvenz? Das würde mehrere Verkehrsbetriebe vor Probleme stellen, denn die bei Ebusco bestellten Elektrobusse sind fest für die Umstellung der Fuhrparks auf lokal emissionsfreie Antriebe als Voraussetzung bei der Linienvergabe eingeplant. Zur Erinnerung: Ebusco hat einen Auftragsbestand von 1.662 bestellten Elektrobussen. Im ersten Halbjahr 2024 wurden aber nur 98 Elektrobusse ausgeliefert. Gleich mehrere Verkehrsbetriebe hätten ihre Bestellungen storniert, das heutige Urteil kommt für Ebusco zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Am morgigen Donnerstag findet in Deurne am Firmensitz eine außerordentliche Hauptversammlung statt. Dort sollen die Aktionäre einer Bezugsrechtsemission zustimmen, die dem Unternehmen bis zu 36 Millionen Euro an frischem Kapital einbringen soll. Das Urteil bedeutet aber nun, dass mehr als zwei Drittel des Geldes, das die Emission einbringen soll, bereits wieder aufgebraucht ist.

Aufgrund fehlenden Betriebskapitals hat Ebusco seine Busproduktion weitgehend eingestellt, wie die Niederländer bereits mitteilten. Heute wurde die Aktie am späten Nachmittag für rund 50 Cent gehandelt, beim Börsengang vor drei Jahren waren es 23 Euro! Ebusco wird den Aktionären morgen auf der Versammlung vorschlagen, fünf Aktien zu einer Aktie zusammenzufassen. Dies bedeutet, dass fünf Stammaktien zu einer Stammaktie zusammengelegt werden. Der Zweck der vorgeschlagenen Aktienkonsolidierung besteht darin, den Marktwert je Stammaktie zu erhöhen und die Bezugsrechtsemission zu erleichtern. Beim aktuellen Aktienkurs führt jede Änderung des Aktienkurses um nur wenige Cent sofort zu einer erheblichen prozentualen Wertänderung. Nach der Aktienkonsolidierung wird der resultierende Aktienkurs das Fünffache des vorherigen Aktienkurses betragen, und die Handelsliquidität kann sich dadurch verbessern.

Ebusco benötigt mehr denn je dringend Eigenkapital, um eine Insolvenz abzuwenden und den Sanierungsplan umzusetzen. Im ersten Halbjahr 2024 weisen die Niederländer einen EBITDA-Verlust von 60,7 Millionen Euro aus, rund 40 Prozent mehr, wenn man auf den Vorjahreszeitraum blickt. Der Umsatz in Q1-2/24 wird mit 38 Millionen Euro angegeben, auch hier ein Verlust zum Vergleichszeitraum des Vorjahres, hier aber nur ein Minus von knapp neun Prozent. Das Nicht-Ausliefern der bestellten Elektrobusse führte zu Konventionalstrafen, die das Ergebnis belasten. Und das heutige Urteil ist ein Hinweis, dass die Lieferzuverlässigkeit des Unternehmens verbessert werden muss, sonst kann Ebusco nicht auf einen profitablen Wachstumspfad zurückzukehren.

Wer hält die Anteile an Ebusco? Den größten Anteil mit 33 Prozent hält Firmengründer und der ehemalige CEO Peter Bijvelds. 19 Prozent werden von der ING Corporate Investments BV (die ING Groep N.V. ist ein niederländischer Allfinanz-Dienstleister in der Form einer Aktiengesellschaft) gehalten und rund sieben Prozent sind im Besitz von van der Valk Investments BV. (van der Valk Hotels & Restaurants ist die größte niederländische Hotelkette). Das Interesse des Firmengründers dürfte es sein, seine Vision vom lokal emissionsfreien Fahren mit Leichtbaubussen weiter umzusetzen. Und auch der niederländische Allfinaz-Dienstleister dürfte, genau wie die niederländische Hotelkette, Interesse daran haben, dass das Geld, das investiert wurde, nicht verloren geht. (DeTelegraaf/Ebusco/FinancieelDagblad/PM/Sr)

Der Beitrag Das Ebusco-Debakel erschien zuerst auf omnibus.news.

Kategorien:

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert