
Till Oberwörder, Chef der Bussparte von Daimler Buses, fand auf der Busworld 2023 deutliche Worte und sparte nicht an Kritik zu den Plänen der EU-Kommisiion. Nun ist er auch noch für ein Jahr neuer Vorstandsvorsitzender der Bussparte beim European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA). Foto: Schreiber

Till Oberwörders Worte und die Kritik an den Plänen der CO2-Grenzwerte der EU sorgten auf der Leitmesse der Buswelt für viele Interviewanfragen. Foto: Schreiber
Till Oberwörder, CEO von Daimler Buses, ist nun für ein Jahr neuer Vorstandsvorsitzender der Bussparte beim European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA). Der Verband vertritt die 16 größten europäischen Hersteller von Pkw, Transportern, Lkw und Omnibussen: BMW, DAF Trucks, Daimler Truck, Ferrari, Ford, Honda, Hyundai, die Iveco Group, JLR, Mercedes-Benz, Nissan, Renault, Stellantis, Toyota, Volkswagen und die Volvo Group. Till Oberwörder wurde von den Mitgliedern der ACEA-Abteilung für Omnibusse gewählt, in der die fünf größten europäischen Bushersteller (neben Daimler Truck auch Iveco Group, MAN, Scania und die Volvo Group).
Till Oberwörder übernimmt das Amt von Domenico Nucera, der Ivecos Bus leitete und jetzt Chief Quality & Operations Officer der Iveco Group wurde. „Busse sind für den öffentlichen Verkehr unverzichtbar und spielen in unserer modernen Gesellschaft eine entscheidende Rolle: Sie sind eines der beliebtesten Verkehrsmittel in städtischen Gebieten, verbinden ländliche Regionen mit Städten und ermöglichen es den Menschen, sicher, komfortabel und umweltfreundlich zu reisen. Mit dem Übergang zu emissionsfreien batterieelektrischen und wasserstoffbetriebenen Modellen werden Busse noch nachhaltiger. Die Transformation unserer Branche ist in vollem Gange und der Bedarf an emissionsfreier öffentlicher Mobilität wächst weiter.
Ich bin daher fest davon überzeugt, dass wir uns im „Jahrzehnt des Busses“ befinden.“, so Oberwörder. Seit fast sieben Jahren ist Till Oberwörder CEO von Daimler Buses, er verantwortet in dieser Funktion die Bus-Sparte des Daimler Truck-Konzerns. Der amtierende CEO von Daimler Buses und Vorstandsvorsitzende der Bussparte beim European Automobile Manufacturers’ Association begann nach dem Studium der Betriebswirtschaft an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg seinen beruflichen Werdegang in der damaligen DaimlerChrysler AG.
Im darauffolgenden Jahr wechselte er in die Assistenzfunktion des Vice President Sales Mercedes-Benz Lkw und übernahm 2003 eine Leitungsfunktion im Sales Controlling. Noch im selben Jahr wechselte er als Senior Manager in die Funktion der Vertriebssteuerung und des Marktmanagements im nord- und westeuropäischen Raum im Mercedes-Benz Lkw-Bereich. Im Jahr 2006 übernahm er die Geschäftsführung der Mercedes-Benz Ceská republika in der Tschechischen Republik. Im Februar 2011 kehrte Till Oberwörder nach Stuttgart zurück und übernahm dort die Vertriebs- und Marktsteuerung bei Mercedes-Benz Vans.
Im April 2012 wechselte er zu Daimler Buses in die Geschäftsführung Vertrieb der EvoBus GmbH und verantwortete dort den Marketing-, Sales- und Aftersales-Bereich. Im Juli 2015 kehrte Till Oberwörder als Leiter Marketing, Vertrieb und Services Mercedes-Benz Lkw zum Truck zurück. In dieser Funktion verantwortete er die weltweiten Vertriebs- und Service-Aktivitäten von Mercedes-Benz Lkw. Als Nachfolger von Harald Schick startete dann am 1. April 2018 als neuer Buschef von Daimler Buses. Zuvor hatte er die richtigen Entscheidungen getroffen: Von 2012 bis 2015 hat er als Vertriebschef der EvoBus GmbH aktiv unter anderem die Zwei‑Marken‑Strategie von Setra und Mercedes‑Benz verantwortet.
In dieser Zeit hat Till Oberwörder gemeinsam mit seinem Team – wie man heute rückblickend weiß – maßgeblich dazu beigetragen, die internationale Marktposition von Daimler Buses weiter auszubauen. Zuletzt beweis der CEO der Bussparte von Daimler Truck mit dem „Zukunftsbild zur langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und der deutschen Standorte“ entsprechend Weitsicht, um langfristig den Standort Deutschland und die Omnibusproduktion in Mannheim sowie Neu-Ulm in einer festen Größenordnung zu sichern. Daimler Buses ist der letzte deutsche Busbauer, der noch in Deutschland komplette Fahrzeuge fertigt.
Spätestens seit der Busworld 2023 ist Till Oberwörder europaweit bekannt, als er sich öffentlich zu den CO2-Vorgaben der EU-Kommission äußerte: Nach Ansicht von Till Oberwörder sei eine Halbierung der CO2‑Emissionen von neu zugelassenen Bussen in Europa ab 2030 im Vergleich zu 2025 über alle Segmente hinweg möglich. Aber: Um dies zu erreichen, wären umfassende unterstützende politische Rahmenbedingungen notwendig. Zudem forderte er der Aufbau einer öffentlichen Lade- und Wasserstoff-Tank-Infrastruktur für Reisebusse in Europa. Dies stelle im Vergleich zum Stadtbus-Segment eine besonders große Herausforderung dar, da die Infrastruktur flächendeckend vorhanden sein müsse.
Hinzu komme, wie Till Oberwörder betonte, dass die Reisebus-Branche die Auswirkungen der COVID-Pandemie auch in den nächsten Jahren noch spüren wird und die finanziellen Spielräume dadurch geringer bleiben würden. Auch in diesem Segment müssten Förderungen sowohl die E-Infrastruktur als auch das Fahrzeug abdecken. Anlässlich der Busworld 2023 sagte Till Oberwörder, dass der Beitrag des Reisebus-Segments zur CO2-Reduktion von 20 Prozent äußerst anspruchsvoll sei, aber auch realistisch. Für Reisebusse plante die EU-Kommission im Oktober 2023 eine Reduktion von 45 Prozent CO2.
Reisebusse fahren im Vergleich zu Stadtbussen deutlich anspruchsvollere Routen. Für solche Strecken sind die Anforderungen an die öffentliche Lade- und H2-Tank-Infrastruktur enorm. Die Fahrzeuge benötigen auch an entlegenen Orten wie beispielsweise Burgen und Schlössern, beim Überqueren der Alpen, in den Bergen bei Pässen, direkt an Skipisten und auf Parkplätzen von Wanderstrecken oder auf Rastplätzen entlang Autobahnen, Lade- bzw. Wasserstoff-Tank-Möglichkeiten. Nicht zu vergessen: Neben der notwendigen Infrastruktur müssen zudem Anreize für Unternehmer geschaffen werden, sodass elektrisch angetriebene Reisebusse wirtschaftlich betrieben werden können.
Nun kann Till Oberwörder als Vorstandsvorsitzender der Bussparte beim European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA) diesem Vorhaben noch mehr Druck verleihen und auf ein großes Netzwerk zurückgreifen. „Um den flächendeckenden Einsatz emissionsfreier Busse zu ermöglichen, müssen Hersteller, Entscheidungsträger, Energieversorger und Busbetreiber jedoch eng zusammenarbeiten. Wir brauchen einen realistischen Rechtsrahmen und müssen zusammenarbeiten, um die notwendige Infrastruktur zu entwickeln.“, so Till Oberwörder anlässlich seiner Ernennung zum Vorstandsvorsitzenden der ACEA-Bussparte. (ACEA/DaimlerTruck/omnibus.news/PM/Sr)
Der Beitrag ACEA-Bus-Vorsitzender erschien zuerst auf omnibus.news.
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